Am Samstag hatte unser „Kohle nur noch zum Grillen“-Block Demonstrations-Premiere!
Gemeinsam mit 1000 anderen Teilnehmern demonstrierten wir vor dem riesigen Braunkohlekraftwerk bei Jänschwalde in der Lausitz gegen den Bau weiterer Kohlekraftwerke in Deutschland. Die Klima-Allianz, ein Zusammenschluss aus 100 Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, Kirchen und Gewerkschaften, hatte unter dem Motto „Klima schützen – Kohle stoppen“ zur „größten Anti-Kohle-Demo in der Geschichte der Bundesrepublik“ aufgerufen. Zeitgleich zur Demonstration in Jänschwalde gab es in Hanau in Hessen einen Demozug.
Außer uns schwangen Mitglieder der Klima-Allianz ihre Fahnen und Banner, verteilten Flugblätter und Luftballons oder trugen ihre Verkleidungen zur Schau: Der BUND war gekommen, der NABU, die Grüne Liga und viele mehr. Auch Ortsgruppen der Parteien Die Grünen und Die Linke waren vertreten, sowie die Bürgerinitiative Umsiedler Schleife. Musik kam von der Band Mellow Mark, dem Gewinner des bundesweiten Klimasong-Wettbewerbes „Gutes Klima für gute Musik”.
Doch das Gefühl, Teil einer breiten Anti-Kohle-Bewegung zu sein, wollte nicht so richtig aufkommen. Dafür war der Parkplatz vor den hoch aufragenden, qualmenden Kühltürmen des Kraftwerks, auf dem die Kundgebung stattfand, einfach zu leer. 1000 Demonstranten sind zu wenig für ein Thema, das die ganze Welt betrifft.
Der Energiekonzern Vattenfall, Betreiber des Kraftwerks, schien dagegen, zumindest im Vorfeld, richtig beeindruckt von der Anti-Kohle-Demonstration gewesen zu sein. Die Imageberater und Öffentlichkeitsarbeiter des Wirtschaftsunternehmens hatten sich sichtlich Mühe gegeben, dieses „angemessen“ zu präsentieren. Vor den riesigen Kühltürmen hatten zwei Kräne ein überdimensionales Transparent in die Höhe gezogen, das direkt hinter der Bühne baumelte. Aufschrift: „Kohle fördern, CO2 stoppen, wir arbeiten dran“. Klare Sache, mit dem Märchen von CO2-freier Kohleverbrennung wollte man die Medienbilder der Demo dominieren. Der Sprecher der Klima-Allianz kommentierte diese plumpe, unsportliche Dreistigkeit mit den Worten: „Dieses Transparent, das größer als die Kundgebungsbühne ist, ist ein typisches Beispiel für gekaufte Öffentlichkeit.“ Wie wahr.
Die Beachtung, die die Anti-Kohle-Bewegung bei Vattenfall findet, spricht für diese. Sie zeigt, wie viel Macht man den größer werdenden Protesten zuspricht und wie viel Angst die klimaschädlichen Energieproduzenten vor der kritischen Öffentlichkeit haben.
Und als sei das aufdringliche Transparent nicht genug Aufmerksamkeit von Seiten der Kraftwerksbetreiber, hatte Vattenfall einen Würstchenstand am Rande des Versammlungsplatzes der Demo aufgebaut. Man beachte: Biowürstchen. Seltsam. Allerdings herrschte dort nicht besonders viel Betrieb.
Glücklicherweise waren wir von „Kohle nur noch zum Grillen“ nicht auf die Verköstigung bei Vattenfalls Würstchenstand angewiesen, denn wir hatten ja unseren eigenen Grill dabei. Wir versorgten mit unserem vegetarischen Grillgut Mitdemonstranten und die eigenen Reihen.
Insgesamt fand unser „Kohle nur zum Grillen“-Block regen Anklang. Mit unserem Tofuwürstchen-Grill (die leider für die Dauer des Zuges kalt bleiben mussten), dem eine Straßenbreite einnehmenden Banner mit der Aufschrift „Kohle nur noch zum Grillen“ und unseren frisch bedruckten T-Shirts waren wir beliebtes Fotomotiv unter Demoteilnehmern, Laien- und Berufsfotografen.
Und die taz fand unseren Spruch „Kohle nur noch zum Grillen“ gleich so gut, dass sie ihn in der Überschrift zum Artikel über die Demonstrationen der Klima-Allianz zitierte.
Bleibt nur noch ein Wunsch offen: Ein paar mehr Demoteilnehmer wären ganz schön gewesen. Hoffentlich beim nächsten Mal.
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